Sonntag, 24. Juli 2005
Remedia Amoris
»Hat mein Spruch nur etwas Gewicht und lehret Apollo
Für euch Sterbliche nur etwas von Nutzen durch mich: Wirst, Unseliger, du gleich mitten im Ätna geröstet, Mach, dass dem Mädchen du doch kälter erscheinest als Eis! Tu, als sei es dir wohl; laß nie sie es, wenn du auch Schmerz fühlst, Merken, und weintest du gleich lieber, so lach doch vor ihr! Nicht verlang ich, dass mitten im Zug du den Sorgen entsagest: So grausamen Befehl geb ich den Meinigen nicht. Stelle dich nur so an, als seist du geheilt von dem Wahnsinn, Dann wirst wirklich du tun, was du erheuchelt zuvor. Oft schon tat ich, als läg ich im Schlaf, um nicht trinken zu müssen: Während ich nur so tat, ward ich vom Schlafe besiegt. Wie den Betrogenen oft ich verlacht, der, Verliebtheit nur heuchelnd, Selbst in den Schlingen sich fing, die er dem Vogel gelegt! Liebe beschleicht durch Gewohnheit das Herz, sie entweicht durch Gewohnheit. Kannst du nur erst dich gesund stellen, so bist du gesund.« (aus: Ovid, Heilmittel gegen die Liebe) 12:54h link (0 Kommentare) kommentieren Samstag, 23. Juli 2005
Die Geschichten des eigenen Lebens wie in einem gefundenen Tagebuch, unverbunden mit Gefühlen, mit Sinn. Emotionen nur dokumentiert, kein Nachfühlen, Wiederempfinden, nur die bloßen Worte ihrer Beschreibung. Das bleibt seltsam zusammenhangslos. Man liest, probiert verschiedene Deutungsmuster, Interpretationen aus, legt sie über die Fragmente, versucht, eine Linie zu finden, die sie mit der Gegenwart, dem evidenten Dasein verbinden, hoffend auf Erklärungen. Manches wirkt dabei plausibel, anderes weniger, immer bleiben mehrere Möglichkeiten, damit Fremdheit. Authentizität stellt sich nicht ein.
Das könnte eine unglaubliche Freiheit bedeuten, Entscheidungen zu treffen, sich immer neu zu finden, besser: zu erfinden, wenn da nicht doch Bedingtheiten im Jetzt spürbar wären, verdeckte Verbindungen, Wirksamkeiten. Dann wird die Dichotomie zur Verzweiflung. Dann werden Entscheidungen zunehmend unmöglich, wird der Zweifel konstitutiv, wird man anfällig für jede Beeinflussung, und das Schwanken zur Lebensform. 21:07h link (1 Kommentar) kommentieren |
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Zu begehen auf der Dresdner Schlossstraße. by iv (2006.11.12, 19:34) |